Friaul 13 – für Zahlenfreaks

Das Rechenwerk des „bord-computers“:

Friaul13 -DespBic-Statistik

Summary: Rund 46 Stunden (netto) insgesamt ca 750 km an 9 Tagen geradelt. Das macht ca 84 km pro Tag, bzw. 16,4 km pro Stunde.

Gepäckgewicht war rund 30 kg.

Technische Pannen: keine

Das Rad: siehe Rahmen (specialized Rockhopper 1988) und die Komponenten (Shimanofrei); erneuerte Pedale crankbrothers eggbeater 3 und neuer Gilles Berthoud Sattelunterbau

Übernachtungen: von Jugendherberge bis Hotel; Zelt war im Gepäck, wurde aber nie verwendet.

Begegnungen mit anderen Tour-Cyclisten (am Gepäck und am Lächeln im Gesicht erkennbar): Winkkontakt mit 1 Pärchen in der Gegenrichtung unterwegs; unzählige Renn-(amici sportivi speed-Fraktion, meistens grimmiger leistungsverbissener Blick), Berg- und Tagesausflugsradler und -radlerinnen.

Orientierungshilfen: von freytag & berndt Slowenienkarte 1:150.000, Südtirol-Trentino-Gardasee-Venetien 1:200.000; etliche sehr auskunftsbereite, hilfreiche Menschen am Weg.

Medien: netbook asus EeePC, mob. Breitbandmodem von drei (Österreich). Taschenwörterbuch Italienisch, Sprachführer Furlan

Lebensmittel: Merlot, Cabernet, Prosecco (1 Gläschen), Teroldego, St.Magdalener, birre (selten) & cucina regionale. (Keine NADA-Kontrollen)

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ciao italianità !

26. April

Niederrasen – Innichen – Sillian – Lienz

Die Route weicht vom ursprünglichen Plan ab und folgt nur mehr der Hauptstraße von Bruneck nach Lienz – Tunnelumfahrungen bringen die erzwungenen Abweichungen von der Hauptstraße.

Karte-8 PustertalWenn der Weg nicht mehr das Ziel ist, kann er lang und länger werden ….

Rechterhand erscheinen wieder ein paar dolomitene Ruinen – ollas baufällig –, das Morgenlicht ist milchig trüb und taucht die Landschaft in ein konturenloses etwas. Es ist noch frisch, sogar beim bergaufradeln lasse ich den windstopper an. Noch ein paar Ortsdurchfahrten und rund 250 Höhenmeter sind zu machen. Auf der Straße herrschen die Schwertransporter und fast hautnah überholende SUVs, in den Orten dominiert die Fremdenverkehrswirtschaft. Die Drei Zinnen, strahlend in bekanntem Dolomiten-Sonnenuntergangsrot, sind gleich ums Eck, so vermitteln alle paar Kilometer in die dungfrisch grünen Wiesen gestellte, riesige Plakate. Wie, bitte schön, ist es gekommen, dass Menschen von anderen Menschen für ein paar Berg- oder Seeblicke Geld erhalten? Und zwar mehr als anderswo?

3391k bei Niederdorf Pustertal 3392k bei Niederdorf Pustertal

bei Niederdorf

Irgendwann – es ist sicher sehr, sehr lange her – haben Ortsansässige die nichtheimischen Fremden, die des Weges kamen, zu fürchten aufgehört und sie als Gäste willkommen geheißen. Vielleicht entstand dann so etwas wie ein „Vertrag mit nicht anwesenden Dritten“: Die gastfreundlichen Heimischen vertrauten darauf, ebenfalls als Gäste behandelt zu werden, wenn sie in der Fremde in diese Situation kommen sollten. Irgendwann ist diese virtuelle Balance in eine Schieflange gekommen: Heimische verlangten von Fremden einen Obulus – der virtuelle Vertrag wurde dadurch aufgekündigt. Die Heimischen mussten dann auch in der Fremde zahlen. Die von den jeweils Heimischen verlangten Tarife entbehren bis heute jeglicher früherer „Gastgeberlogik“. Wahrscheinlich hat sich die Fremdenverkehrswirtschaft überhaupt nicht aus der Gastfreundschaft entwickelt…..

Bei Toblach ist der Scheitel des Pustertales erreicht. Rechts geht’s ziemlich imposant Richtung Toblacher See und weiter nach Cortina d’Ampezzo. Heute auch auf einer zu einem Radweg umgebauten alten Bahntrasse erradelbar. Vielleicht ein anders Mal ….

3393k Toblach Höhlensteintal

Blick ins Höhlensteintal – Bahntrasse nach Cortina d’Ampezzo

In Innichen – ich würde es „Innichen am Bahnhof“ benennen, weil hier die großen Umsteigereien wegen des früheren Spurwechsels notwendig waren – ist kaum ein Sitzplatz in der Fußgängerzone frei: Alles freut sich an der Sonne. Die Kaffees tirolern aber allesamt und mir ist doch nach einem caffè italiano. Also doch wieder raus aus dem Gasthaus-Hotel-Sportgeschäfte-Dorfzentrum auf die Straße.

Das Ende der italianità ist dann schneller erreicht, als ich angenommen hatte:

3394xk alte Grenze Pustertal 3395k altes ristorante al confine

die alte Grenze – definitivo: fine dell‘ italianità

Lienz, der Bahnhof, ist das Ziel, der Weg die Bundesstraße 100 – bei über 60 Stundenkilometer kommen Freuden auf, die der Drautalradweg nie und nimmer bieten könnte.

3397k Pustertal Richtung Lienz

Marterl mit Blick ins Osttiroler Pustertal

Der „Grüß Gott Stopp“ am Wegesrand zeigt, wie weit es noch hinunter geht. Basta allora, schön war’s. Ciao, wer auch immer mich begleitet hat.

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Verkehrs- und andere Geschichte(n)

25. April

Bozen/Kardaun – Brixen – Pustertal – Bruneck

Karte-8 Bozen-Bruneck-NiederrasenManchmal – so auch an diesem Morgen und noch des öfteren an diesem Tag – würde ein einziges kleines Wegweiserschild genügen und die Freuden des Radtourfahrens wären um viel Ärger ärmer. Die verkehrsjuristischen Schilder (Radweg Anfang – Ende, die unzählbaren STOP-Schilder bei jeder Radwegkreuzung …) sind allesamt da, kosten Unmengen Geld und helfen dem Wegsuchenden kein bisschen. Und ich war nicht der einzige, der sich ärgern musste, weil die Radwegplaner so oft gerade dort KEIN Schild aufstellen, wo es mehrere Optionen des Weiterfahrens gibt. So, damit wären über dieses international erlebbare Phänomen genug Worte verloren.

3363k Eisacktal unter Klausen

Eisacktal – ein paar km ober Bozen

Viel enger als alle bisherigen „Pforten“, durch die sich Alpenflüsse ihren Weg bahnten, ist das Eisacktal bei Bozen. Die Verkehrswege kreuzen einander über- und untereinander, überm Bach und auch im Berg, wohin die schnelleren Trassen ausgewichen sind. Die Eisacktal-Radroute verläuft zum großen Teil auf der Trasse der alten Brennerbahn – also Tunnels und keine großen Rampen und Anstiege. Schon jetzt herrscht eine hohe Verkehrsdichte am Radweg – meistens jedoch entgegen Kommende, Bergabfahrer – inklusive Tempobolzer der amici sportivi, meist mit grimmig kämpferischen Gesichtsausdruck und den mit Marken vollgepflasterten Trikots. Heute ist Feiergag in Italien, das Wetter wunderschön, also haut Mann und Frau sich in Schale – das gilt auch für die Sporttrikots. Tourenradler sind nach wie vor selten und wenn, dann fahren auch sie hier bergab.

Bei einer Verfahrmöglichkeit habe ich Glück und erhalte die vom Ärger befreiende Auskunft von einer ebenfalls bergauf fahrenden, einheimischen Mountainbikerin. Das hat ca. 5 Kilometer Geplauder zur Folge, dann muss sie wieder umkehren. Als Lone Rider freut man sich doch so ab und zu über eine Ansprach‘, die über die complimenti und die woher-wohin-Fragen hinausgeht.

3366k Holzbrücke Eisack außen 3364k Holzbrücke Eisack

Sanierte Holzbrücke über den Eisack

Man muss schon vieles übersehen oder bewusst wegschauen, um die vielhundertjährige Geschichte der Raubritterei bis zur Tirol-Werdung vor dem inneren Auge erstehen zu lassen. Aber auch die Minne und Oswald, nämlich der von Wolkenstein, werden kurz wiedererweckt. Nur kurz, macht nichts – ich hab‘ eh für solche Aktivitäten zu viel geschwitzt und der Atem hat auch nicht den geruhsamen Rhythmus dafür.

3368k Weidbruck Eisack

Eisack bei Weidbrück, Trostburg, Eingang ins Gadnertal

Die Bischöfe von Brixen zählten jahrhundertelang zu den reichsten Grundherrn. Wer viel solcher Reichtümer erworben, erpresst, erbeutet hat, muss sich und sie auch schützen. De Dom und auch die Pfarrkirche sind hier sogar Teil der Stadtmauer, der Turm hat nicht wenige Schießscharten, Ich gehe durchs Weißturmtor und dann hinüber zum Bischofspalast, wo auch das bischöfliche Museum untergebracht ist.

Brixen – die von Kirchen gebildete Stadtmauer3378k Brixen kirchl Außenmauer am Weißtor

Gaismair – ähhh – wie war noch sein Vorname?“ die Museumsbedienstete war zwar bemüht, aber überfordert. Die Suche im Register des hier im Museum präsentierte Brixen-Führer erbrachte auch nichts. Michel Gaismair , berühmtester bischöflicher Sekretär, Buchhalter der Grundbesitz- und Zehenteinnahmen der kirchlichen Herrn, hatte um etwa 1520 die Seiten gewechselt und wurde zum intelligentesten, klügsten Anführer der Bauernaufstände und -kriege zwischen 1524 und 1528. Seine vormaligen Dienstgeber mussten zeitweise aus Brixen flüchten, weil auch die Stadtbürger unter der ausbeuterischen heiligen Herrschaft so litten, dass sie sich – temporär – mit den Bauern verbündeten. Die machten – wie so oft in der Geschichte – die revolutionäre Drecksarbeit. Als es den Stadtbürgern zu heiß wurde, die geistlichen Zinserpresser aber unter dem Druck der Bauern nachlassen mussten, war’s mit der städtischen Solidarität wieder vorbei.

3369k Brixen Tor+Türl Bischofspalastaltes Tor (mit Türl) des Bischofspalastes

Nein, also im bischöflichen Museum wüsste sie von keiner Gedenktafel – und ihr ist auch keine von der Stadt angefertigte bekannt, sagte mit dem Ausdruck höflichen Bedauerns die Museumsfrau. Es war wohl nur eine kurze Phase der Wiederbelebung der Geschichte des Michel Gaismair in den späten 1970er und 80er Jahren. Die 1809-Andreas-Hofer-Festivitäten sind allemal tauglicher, um die weltlich-sakrale Machterhaltung im heiligen Land Tirol zu perpetuieren. Gaismair – äh? Der hat sich doch auch mit diesem Luther … und dem Münzer Thomas ….

„Aber die Einschusslöcher in der bischöflichen Palasttüre, die erinnern noch an die Bauernaufstände,“ gab mir geschichtsbeflissen die Museumsfrau zu verstehen.

3370k Brixen Türblatt Bischofspalast

Einschusslöcher im Tor des Bischafspalastes aus den Bauernkriegen 1525

Ich bringe mit einem Bananensplit und reichlich Schlagobers meinen Energiehaushalt wieder auf den erforderlichen Leistungslevel. Noch ein Bildchen von der herausgeputzten Brixner Altstadt, den Wohlfühlgässchen und immer wieder erstaunlichen Blicken und Raumstaffelungen.

3372k Brixen innerm Weißtor 3374k Brixen Tiroler Adler

durch’s Weißturmtor in die Altstadt – oben wacht der Tiroler Adler

3376k Brixen Rathausgasse 3377k Brixen Gassl

Brixen Altstadt

Die aus dem Pustertal kommende Rienz fließt weit unten in einer Schlucht, also sind gleich nach Brixen eine gehörige Portion Höhenmeter zu pedalieren – und schön warm ist es nun auch. Fahrverbote gibt’s für bici bei Straßentunneln auf der strada statale – den Pustertalradweg meide ich, weil er wirklich nur der Entsorgung der Radler und Radlerinnen von der Autostraße dient und sich dabei aller möglichen Karrenwege über Buckel und in Schluchten hinunter bedient. Ist ja ganz nett für sportive Tagesausflügler, für Radfernfahrer ist das eine Pflanzerei. Eine der zahlreichen Tunnelumfahrungen bringt mich zu einer alten bäuerlichen Ansiedlung.

3380k Bauernhäusl_1 Sonnenburg Pustertal 3382k Bauernhäusl_1 Holzwerkzeug

Bauernhaus im Pustertal, Sonnenburg

3381k Bauernhäusl_2 Sonnenburg Pustertal 3386k Bauernhäusl _4 Pustertal

Bauernhüuser im Pustertal, Sonnenburg

Hier waren jene Bösewichte zuhause, die das Bischofspalasttor mit Bleikugeln und Mistgabeln durchlöchert hatten ….

Wie man weiß, waren ja auch in dieser Revolte nicht alle einer Meinung und daher auch nicht alle auf derselben Seite. Zu gerne hätte ich die Geschichte dieses baulichen Unikats erfahren:

3385k Bauernhäusl_3-Kappelle Pustertal

Bauernhaus mit eigener Kapelle, im Pustertal, Sonnenburg

Ein einfaches Bauernhaus baulich verschmolzen mit einer Kapelle – die alten Fresken zeigen auch eine Maria. Lutherisch kanns also nicht sein. Ich bleibe unwissend und werde es nicht herausfinden, ob diese Bauersleute die Kapelle vorher oder nachher …. und wem sie damit wohl etwas andeuten wollten …

3388k Blick zurück auf Bruneck

Blick zurück aufs untere Pustertal mit Bruneck

Ich schau noch, dass ich genug Körndln in den Beinen habe, um über Bruneck hinauszukommen. Es gelingt, allerdings bin ich beim Blick zurück ins untere Pustertal nach fast 1000 bergauf geradelten Höhenmetern schon ziemlich leer. Die Grenze des Einzugsbereichs des Skiberges Kronplatz ist mit dem Aufhören der Gastgewerbebetriebe schlagartig sichtbar. Diese Grenze habe ich – um dem Brauneck-Nepp zu entkommen – erst sehr spät entdeckt; zum Glück nicht zu spät. Gute Nacht!

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bereichernde Irrungen – hungrig lassende Gasthäuser

24. April

Pergine – Lavis – Salurn – Bozen

Karte-7 Pergine-BozenDie Erkenntnis des heutigen Tages vorweg: Die Alpenlängstour, falls ich sie im Sommer realisieren sollte, wird mit viel, ja mit sehr viel weniger Gepäck gefahren werden.

Der im Geiste antizipierte Horror vor dem Verkehrsgetümmel – sei es in großen Städten oder in alpinen Engpässen, wo sich die Hauptrouten zusammendrängen und die Verkehrenden einander zusammenpferchen – treibt mich zuerst auf die alte, nunmehrige strada provinciale SP 17 über jenen Sattel, der als leichtester Übergang zwischen dem Valsugana und dem Etschtal wahrscheinlich schon hunderte Jahre bekannt ist. Dort oben kann man den geteilten Blick genießen und doch wieder nicht: Denn auch hier hat sich menschlich-militärischer Irrwitz ein nachhaltiges Denkmal gesetzt. Endlich oben, wird man auf dem schmalen, steil ansteigenden Weg von einem mit Schießscharten gespickten Turm „empfangen“. Dahinter hat sich ein mondänes Weingut eingenistet. Die Überblicke über die beiden durch diesen Bergrücken getrennten Täler könnten nicht unterschiedlicher sein:

3349k ober Civezzano ins Valsugana

Blick zurück ins Valsugana

3352k Blick auf Trient

Blick hinüber ins Etschtal, Trento

Warum Trient dort liegt, wo es liegt, und sich industriell nach Norden und Süden in die Obstgärten des Etschtales hineinfrisst, wird wohl – wie so viele andere Siedlungsgründungen und -entwicklungen – auch nicht schlüssig nachvollziehbar sein. Zum Thema städtische öffentliche Räume ist der Blick auf Trento Nord ein selbstredendes Beispiel.

3351k Blick auf Trient-Nord

Trento Nord

Um diesem Verkehrsterror zu entgehen, vermeide ich jeden Weg, der nur den Verdacht aufkommen lässt, er könnte mich hinunter in die Talsohle führen. Damit beschere ich mir den steilsten, längsten, anstrengendsten Anstieg der ganzen Tour bisher. So ernst war das mit dem Vermeiden, also dem Nicht-ins-Tal-Fahren, jedoch nicht gemeint, wie’s dann kam. Der Wegweiser zeigt vorerst mal bergauf, nach Montevaccino – mons vacae (wie ich viel später, rund 500 m über Trient, oben auf einer Infotafel lese) -, also Kuhberg (Routenpunkt B im Kartenausschnitt unten). Bald gibt es gar keine Abzweigung mehr und der Weg geht – ganz und gar nicht wunschgemäß – immer weiter bergauf.

Karte-7 MontevaccinoRoutenabweichung – freiwillig plus Irrung

Das Bergdorf, ursprünglich wohl aus einer handvoll Häuser bestehend, ist nun eine stattliche Einfamilien- und Hausgruppensiedlung für – so vermute ich – etwas betuchte Trentiner, die in die bessere Höhenluft abgesiedelt sind. Dort oben ist Sackgasse. Ich finde keinen Ausweg, in den ein Weg zu einem der von mir angestrebten Ziele nördlich von Trient weist. So wörtlich war der Sager mit dem „Weg, der das Ziel ist“ in diesem Fall gewiss nicht gemeint.

3354k Montevacchino 3353k Montevacchino

Montevaccino – über 500 m über dem Tal

Die Vision, dass ich am Ende dort oben (730 m) wieder umkehren muss, weil es keinen Höhenweg hinüber gibt, von dem man letztlich nach Lavis hinunter gelangt, macht die Mühsal des im „leichtesten“ Gang getretenen Anstiegs auch noch „sinnlos“ – im Sinne der Vermeidung der Verkehrshölle im Etschtal unten.

Eine Frau, die ich in ihrem Auto oben aufgehalten habe, befreit mich von der Last dieser Vision. Ja, es gibt einen Weg nach Lavis, er ist sogar asphaltiert, sagt sie und mit ihrer Handbewegung deutet sie mir, dass meine Bergfahrt noch nicht so ganz zu Ende sein würde. Es wurde aber hauptsächlich eine Bergabfahrt – so steil wie noch nie mit meinem Lastenfahrrad; erinnerliche 25% bergab – auf einem Weg, der jenem von der Ruggburg nach Lochau hinunter sehr ähnelt.

3356k bei Montevacchino

Frühling – ziemlich Oberetsch

Die hinaufgekletterten 500 Höhenmeter wollen auch runtergefahren werden – erst als der Karrenweg in eine veritable Straße übergeführt wurde, konnten sich die Felgen von der Reibungshitze erholen …. dann haben mich nicht einmal mehr die Autos überholt. Für heute ist jedoch mein Wunschprogramm für Bergfahrten übererfüllt.

3357k im EtschtalIn der Talsohle der Etsch bleibe ich noch ein paar Kilometer auf der strada del vino – doch als auch diese die Weinberge rauf und runter bediente, entscheide ich mich für den Etschtalradweg. Der ist zwar genau so öd wie die Dammroute von Wien nach Hainburg, aber eben. Der Föhn macht’s auch noch etwas leichter – Rückenwind ist eh ein äußerst rares Geschenk der Wettergötter.

3361k im Etschtal ober Salurn

Obstplantagen und Überbblicker im Etschtal

Die Etschtalsohle ist – über weite Strecken sogar unter dem Flussniveau gelegen, durch Dämme vor dem Wasser geschützt – eine einzige Obstplantage. Die Kirschen blühen, die Marillen und die Äpfel präsentieren sich jetzt meist nur in Grün. In großen Abständen stehen die Gebäudekomplexe der Obstbauern als einzige herunten in der Ebene, alleine – Häuser mit Erkerchen, Türmchen, Krüppelwalmdächern, niedrigeren Geräte- und Presshäusern, die mit dem Haupthaus dann einen Hof bilden. Dort lässt es sich gewiss – unter einer Schatten machenden Pergola – genüsslich schwadronieren, flirten und flunkern, also der unökonomischen Lebenswichtigkeiten frönen. Und singen, freilich! Die alten, kompakten Ortschaften hingegen, liegen an ein paar Schotterkegeln am Fuß der lotrecht aufsteigenden Talwände ganz am Rand. Hin und wieder gibt sich eine alte Burg – oder eine Ruine – den Überblick, manchmal aber schaut auch eine mit Zinnen überhöhte Hauswand über die unten liegenden Gärten.

3358k im Etschtal ober Trient 3359k im Etschtal vor Salurner Klause

Etschtal knapp unterhalb der Salurner Klause

Diese Berge schauen immer aus wie Köpfe mit einem 3-Tage-Bart.

Meine Abstecher von der Radroute in zwei am Talrand gelegene Orte – der Hunger hat mich auch vom Radweg weggetrieben – bleiben unbelohnt: Am Nachmittag zwischen 2 und 5 kriegt man hierzulande – ich bin mittlerweile in Südtirol – nichts, gar nichts zu essen. Käse aus, Speck aus und der Apfelsaft steht noch in Blüte …. Die Enge bei Salurn bekommt von mir noch einen speziellen Blick – als Folge der Betrachtungen der militärischen Anlagen bisher: Hier an der Salurner Klause sollen die Tiroler Schützen – so hat man als Tiroler Kind im Heimatkundeunterricht gelernt – die napoleonischen Truppen, die das Etschtal aufwärts vorgerückt sind, um das mit Österreich ausgehandelte Territorialergebnis auch militärisch abzusichern, mit Steinen, genauer vorbereitetem Steinschlag – caduta sassi – zermerschert haben. Auch wenn die Etsch damals, vor rund 200 Jahren mit Wasserläufen sich in der ganzen Talsohle ausgebreitet haben muss, ist diese Bauernfalle und ihr Effekt ziemlich schwer vorstellbar. Die „Salurner Klaus“ – bis zu der dem Patriotenlied gemäß Südtirol, also deutsches Land, reicht – ist nämlich auch damals schon soooo breit gewesen, dass jeder Trottel irgendeinem und auch zwei herunterpurzelnden Steinen locker ausweichen hat können. Heimat, deine Mythen! Und Heroen dazu. Man ist schon nachhaltig vorbelastet als Tiroler Kind. Der flache Radweg ist wieder eine wunderbare Gelegenheit, Werner Pirchners Lied über die Lösung des Südtirolproblems auswendig zu lernen …

3362k amici sportivi

Nur weil ich sie von weitem kommen gesehen habe, gibt’s ein Bildchen von den amici sportivi: Viele von ihnen grüßen respektvoll den schwer belasteten Tourenradler. Complimenti! und sonst die bekannten FAQs hört man manchmal ganz plötzlich von nebenan, wenn man überholt wird.

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Rückwegsanfang

23. April

Feltre – Arsiè – Primolano – Valsugana – Borgo – Caldonazzo – Pergine

Karte-6 Feltre-ValsuganaGegenüber der im Beitrag „aufwärmen“ eingetragenen Route gibt es eine kleine, für mich nicht unwesentliche Änderung. Deshalb gilt die nahcstehende Karte – jedoch auch wieder nicht ganz, weil ich’s nicht bis Trento, sondern nur bis Pergine geschafft habe und weil der Brenta-Radweg, der im Sommer wahrscheinlich so wie der Donau-Radweg befahren wird, nicht „google-bar“ ist.

Der Bau neuer Straßen und neuer Eisenbahntrassen frisst zwar viel Land – Freiraumschützer unter den Raumplanern wissen davon ein dezennienaltes Lied zu singen – jedoch, der von vielen Grünen bei jedem angefeindeten Straßenbauvorhaben publizierte Spruch „Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten“ hat auch einen positiven Aspekt, den grüne Urlauber vielleicht zu schätzen lernen sollten. Wenn die alten Verkehrswege nicht verrotten, wenn sie erhalten bleiben, dann sind das DIE Wege der Entschleunigung.

3313k Straßenwärterhaus Grappa-Rolle

Straßenwärterhaus – casa cantoniera de Grappa e Passo Rolle

Da die Wegweisungskultur sich hauptsächlich auf die schnellen Straßennutzer konzentriert, übersieht man allzu oft jene Stelle, an der man als beschaulich reisender Pedalist den Umstieg auf die einem selbst angemessene Straße realisieren sollte. Nach Feltre, auf dem Hauptweg hinüber ins Valsugana, ist mir das widerfahren – das kommt öfters vor wegen der sehr lückenhaften Wegweiserei – und das Missgeschick wurde zum Albtraumerlebnis, weil ich von der strada statale, beiderseits eingeschient zwischen lückenlosen Leitplanken und Stahlgittern, in einen fast 1.000 Meter langen Straßentunnel gezwungen wurde. Die Lichter aufstecken, um ja nicht übersehen zu werden, hilft rein gar nichts gegen die akustische Beschädigung, die einem Radfahrenden in so einem Höllentunnel angetan wird. Vielleicht hätten iPhonestöpsel mit einer heavy-metal-Nummer die Sache erträglicher gemacht? Nach der Tunnelausfahrt flüchte ich auf einer verbotenen Ausfahrt und einem Feldweg und über die Wiese auf die nächstbeste Straße der dritten, provinziellen Kategorie. Sie war früher einmal die Hauptstraße über den Pass hinüber ins Valsugana. Nun rasen alle durch den Berg hindurch. Das alte im altbekannten Rot gefärbelte Straßenwärterhäuschen stimmt wehmütig und zufrieden zugleich, von der Wirkung der erinnerungsträchtigen Ortsnamen – Grappa und Passo Rolle – ganz zu schweigen. Schön, so schön einfach kann Radtourfahren sein!

Den Schnellfahrern bleibt auch jenes Kriegsdenkmal erspart, das weder „caduti“ noch „tapfere Söhne“ in Lettern „für die Freiheit“ oder was vorzeigt: Wie an zahlreichen Stellen der Dolomiten kommt man auch hier an den unfassbar dauerhaften Überresten von Befestigungsanlagen aus dem I. Weltkrieg vorbei.

3314k Primolano Valsuganablick

Blick auf die Talenge im Valsugana von der Festungsanlage Primolano aus

Der Blick von der Passhöhe aufs Valsugana hinunter liefert heute jedoch ein gänzlich anderes Bild als es die Kanoniere und Infanteristen aus ihren Schießscharen hatten. Warum wird oft erst nach großem zeitlichem Abstand im Rückblick der Irrsinn erkennbar? Irrsinn, der für zigtausende Sinn gemacht hatte.

3319k Primolano Quergang3318k Primolano Hauptfestung

Befestigungsanlage Primolano aus dem 1. Weltkrieg, hoch über dem Tal

Manchmal muss bei einer Radtour auch vom Wetter geredet werden. Das langweilt vielleicht, aber erklärt so manchen Bildausfall: Wenn’s regnet beim Radeln, dann ist das Fotografieren einfach viel, viel umständlicher. Auch verschiebt sich beim radfahrenden Menschen ein wenig die Aufmerksamkeit weg vom Erspähen irgendwelcher kultureller Skurillitäten oder landschaftlicher Ahas (natürlich ins bühnenreife schräge Sonnenlicht gesetzt) hin zu ganz banalen Dingen: Wohin zieht die Regenwand da vorne? Die Finger würden sich über ein paar Sonnenstrahlen freuen. Ich mag die lange Plastikregenhose nicht anziehen, nein ich mag sie nicht. Und schließlich: Ein caffè latte macchiato muss her, subito! Das „Plötzlich“ kam aber erst nach fast zwei Stunden. Aber es kam.

Borgo Valsugana wird die wärmende Überraschung.

3334k Borgo Brücke in die Linksstadt 3330k Borgo Brücke 3329k Borgo Stiegenaufgang 3328k Borgo

Borgo Valsugana

Was für ein gänzlich anderes Straßenbild! Warme, erdfarbene, glatte, schnörksellose Fassaden, die Lieblichkeit verstrahlen und willkommenn heißen, anstatt stadtbürgerlicher Palazzoprotz mit dicken, bossierten Sockelgeschoßen und venezianisch-osmanischen Fensterverblendungen! Aber vielleicht übetreibe ich mit dieser Straßenbildinterpretation, weil mir einfach schon kalt und nass war – im Cafè Italia in Borgo war die Kaffeesiederin auch nicht gerade anheimelnd.

Irgendwann hörte der Regen auf. Der Rathausplatz in Borgo lädt zu einem Besuch ein.

3342k Borgo Rathausplatz Sonne 3338k Borgo Rathausplatz bici-foro

Borgo Valsugana – Rathausplatz
(nota bene: auf der kleinen Bühne, an der sich alle weißen Steineinlagen in der Piazza treffen, steht ein Fahrradständer!)

Beim Käseweckerl- und Paprikaessen sinniert sich’s am Bankerl in der Piazza Maggiore – ich nenne den Platz so, weil das Rathaus dort steht – vortrefflich: Nicht nur hier in Borgo, sondern auch andernorts in so vielen italienischen Städten und Städtchen, wird der öffentliche Raum nur zu einem kleinen Teil von „reputierlichen“ öffentllichen Gebäuden gebildet. Auch in Palmanova sind es größtenteils die Häuser der Stadtbürger und Gewerbetreibenden und Händler, die in geschlossener Bebauung einen Raum bilden. Kein Gefängnis, denn es gibt auch Öffnungen – Ein- und Austritte, die jedoch auch zur Raumbegrenzung beitragen. Und in diesem öffentlichen Raum lebt sich’s wie im erweiterten Wohnzuimmer, wenn der Vergleich auch ein wenig hinken mag. Damit war die Notwendigkeit eines zuweiten, nun in der Sonne zusätzlich wärmenden caffè latte macchiato hinreichend gegeben.

Begegnungen finden irgendwo auf der weiten Fläche dieser piazza statt und mensch kann an jedem Fleck dieses Platzes stehen bleiben; es gibt keine „Unwohlstelle“. Warum bringen unsere zeitgenössischen Stadtgesellschaften solche offenen, die Städterinnen und Städter umgebenden, umarmenden Räume nicht mehr zustande?

Die Ausfahrt aus Borgo wird umwegiger und irreführender als es die topografischen Gegebenheiten des Tales vermuten lassen. Eisenbahn, Staatsstraße und Autobahn legen sich als Hindernisse in die Quere und machen die Suche nach dem alten Weg talaufwärts zu einem trial-and-error-Spiel. Das hat ein paar Kilometer und Höhenmeter gekostet. Aber dann hab ich’s doch geschafft.

3345k Valsugana aufwärts Sonne 3346xk Valsugana bei Levico

Valsugana

Vom Caldonazzosee gibt’s für mich nicht nur erinnerungsschwere Bilder – von weit oben am Berg – sondern auch eine den heutigen Touretag abschließende Postkartenansicht.

3348k Lago Caldonazzo

Lago Caldonazzo

Bis Trento reichte es nicht mehr. Ist mir aber lieber so. Solche Stadtdurchfahrten sind meist nur stressig – und die Chance, morgen Bozen zu erreichen, ist damit gewahrt. Gute Nacht in Pergine.

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leere alte Stadt

22. April, Montag

Feltre

So ein Regentag fördert die touristische Leere in der Stadt erst recht zutage und legt die Schätze frei zur grenzenlosen Deutung.

3303k Feltre piazza boni 3304xk Feltre via mezzaterra 3305k Feltre Vordächer 3306k Feltre castello 3307k Feltre piazza maggiore von oben

Zu viel Staunen macht wortlos; heute.

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enge Alpenportale – schöne Südhänge

21. April, Sonntag

Sacile – Vittorio Veneto – strada del prosecco –  Valdobbiádene – Feltre

Karte-5 Vittorio-Feltre

Die Sache, die so einfach und so schwer zu machen ist“, Wolf Biermann sang damals zwar vom Sozialismus, doch der Satz ist vielfältig anwendbar: Sacile (de-wiki) sperrt seinen Hauptplatz, an dem eine ganze Menge Geschäfte und wichtige öffentliche Gebäude liegen, jedes Wochenende und jeden Donnerstag (Markt) sowie jeden Feiertag für den kompletten motorisierten Verkehr. Man erinnere sich noch an die Zeiten, als in allen historischen Stadtzentren Italiens Autos, Motorräder, Vespas, Dreiradlastler das Verweilen, das plötzliche Stehenbleiben an welcher Stelle des öffentlichen Raums zu einem lebensbedrohlichen Unterfangen machten!

Die Menschen von Sacile (ital. link) freut’s – auf ihrem Platz, der Piazza del Popolo.

3269k Sacile Piazza popolo Sperrschild3259k Sacile Piazza del popolo

3262k Sacile Piazza del popolo Portico municipio3257k Sacile Piazza del popolo3260k Sacile Piazza del popolo

Sacile sei nicht wirklich touristisch, meinte meine Herbergswirtin beim Plausch, bevor ich zur heutigen Etappe aufbreche. Es gibt hier nur einen einzigen Palazzo, untermauerte sie ihre Aussage, und der sei nicht wirklich großartig. Eine 2 mal 3 Meter große Steintafel im Eingang zu jenem von der Straßenseite unauffälligen Palazzo Ragazzoni belehrt, dass es sich um eine Schenkung an die Stadt handelt. Sonst gibt’s noch allerlei Wichtiges für Enzyklopädisten auf Prospekten und Täfelchen zu lesen, Jahreszahlen und Namen, die schon nach dem nächsten Augenblick im Gedächtnis von neuen Bildern überlagert werden. Das könnte ich von meiner Betrachtung der Hofseite des Palazzo nicht sagen. Auf den Gesimsen jedes Stockwerks am Kreuzungspunkt mit den Lisenen stehen lebensgroße Figuren. Sie findet man in keinem der Bildungsprospekte, auch nicht im www.

Es sind alles Frauenkörper, die die Büste des Palastherrn umgeben, der über dem Festsaaltor – vermutlich zum Innenbalkon hin – auf die Gäste im Hof herabblickt. Die Frauen sind nicht alle gleich: Da gibt’s die größtenteils bekleideten, kompletten Statuen; dann die fast oder völlig unbekleideten, denen die Köpfe fehlen; schließlich gibt es ganz nackte, denen ebenfalls die Köpfe fehlen. Die stehen  „im Winkerl“, sind sozusagen ins Eck gestellt. Ein Schelm, wer da an den augenzwinkernden Restaurator denkt!

3264k Sacile Palazzo kopflose Frauen

Sacile – Palazzo Ragazzoni

In Sacile fließen zwei Flüsschen zusammen. Der Ponte Pietà, an dem die Kappelle Santa Maria della Pietà steht, führt hinüber zum Domplatz. Durch die offene Kappelentür wird man vom Anblick einer in schwebendes Licht gesetzten Madonna gefangen genommen. An der Piazza del duomo, am Westportal hat ein Künstler eine überlebensgroße Kreuzigungsgruppe temporär aufgestellt. Beide Ausdrücklichkeiten lassen an Deutungsmöglichkeiten keinen Spielraum, beide sind – um mit Marshall McLuhan zu sprechen – kalte Medien (Vermittler), verführen nicht mehr zum eigenen Hinzufügen, lassen letztlich kalt.

3272k Sacile cappella pietà 3274k Sacile Kreuzigungsskulptur nahe

Santa Maria della pietà und neue Kreuzigungsgruppe vor dem Dom

Der Himmel ist blau, die Sonne bescheint die Berge. Ausfahrt! Bei manchen Straßenkreuzungen in Italien macht sich eine Inselmanie breit – das Verwirrspiel überbordenden Sicherheitsdenkens? Kombiniert mit immer höher wachsendem Sichtgrün, das die Sicht auf den „Gegner“ verstellt, wird das Ganze zur Perversion des Indivualverkehrs; der wird hier „auf Schienen gestellt“. Eisenbahnkreuzungen kommen ohne Hinweisschilder aus.

3275k Kreuzungsschilderwald

Kreuzungsschilderwald – wo darf man rein, wo kommt wer entgegen?

Der Weg nach Vittorio Veneto lässt noch eine Singstunde zu: ein asphaltierter Radweg, baulich vom rasenden Sonntagsausflugsverkehr getrennt, macht’s möglich, inklusive Texttest der Lieder. „El Grillo è buon cantore …“ aber es hört mich eh keiner, und so werde ich politisch auch nicht schief angeschaut.

3278k Vittorio Veneto 3281k Vittorio Veneto piazza municipio

Vittorio Veneto – Meschioregulierung und Hauptplatz

Enger geht’s fast nimmer, auch den Bach hat man hier in ein dreigeteiltes steinernes Zwangsbett gezwängt. Es ist eines der Nadelöhre des Alpenrands, mit denen Berge überdeutlich machen, wer hinter diesen Toren herrscht. Und doch nennen die Menschen hier diese gegen die Ebene imponierend aufragenden Gebilde nur „prealpi“. Kurz nach diesem Schluf, an dessen engster Stelle die sandgrauen Gebäude rechteckig den Hauptplatz formen, wird’s wieder ein wenig lichter. Der meiste Verkehr geht nach Belluno weiter – nach Westen führt eine gut ausgebaute Straße ins Soligotal zum See hinauf. Die Sommerfrischen-Infrastruktur ist noch im Winterschlaf. Es gibt kaum offene Bars, zumindest nicht an der Hauptstraße. Manche alten Ansiedlungen sind mir zu steil am Berghang oben; ich hebe mir die Kraft für die Hauptstrecke auf. In einem kleinen Landgasthof in Cisòn di Valmarino, zelebrieren ein paar einheimische Familien an zusammengestellten Tischen das ausgiebige Sonntagsmahl, mit allem Kleinkindergeschrei, den davonlaufenden Kindern nachjagenden Müttern, dem schwerhörig sich immer vorbeugenden Großvater und den offensichtlich total praxisfernen pädagogischen Anordnungen der Väter – ja ja, schenk ruhig noch ein! Ja und eine Grappa noch …. Mir schmeckte es schon lange nicht mehr so gut: die Gemüselasagne und ein gerollter Kaninchenbraten.

Die Höhenangabe auf der Straßenkarte verheimlichte den Anstieg zum Pass. In Miane hängen noch die Werbungen für die „Prosecchissima“ – ein Mountainbikerennen, das am vorigen Sonntag hier stattgefunden hat.

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Prosecchissima – Radrennen-Ankündigung im Soligotal

Danach kam der verheimlichte Anstieg hinauf nach Combai – ich verfluchte die Karte, meinem Höhenmeter vertraute ich mehr als den Kartendruckern. Erst bei einigen über 400 m gibt’s die Aaahs und Ohhhs der Ausblicke. Ich bin auf der strada del prosecco.

3287k Blick zurück von Combrai auf Miena

von Combai – Blick zurück ins Tal und auf Miane

3293k an der strada del prosecco3295k an der strada del prosecco Hütte

an der strade del prosecco

3294k an der strada del prosecco

von der strada del prosecco Blick hinaus ins Piavetal

Oberhalb von Valdobbiàdene öffnet sich der Weitblick über Ebene, die zur Adriaküste reicht, so stehts in der Karte. Davor sucht noch der Piave in unzähligen Gerinnen seinen Weg ans Meer.

3297k Taxi Valdobbiadene 3298k Valdobbiadene Hauptplatz

Valdobbiàdene – Hauptplatz und Taxi

Durch uralte, steil am Hang liegende Weinberge schlängelt sich der Weg wieder ganz hinunter und durch Valdobbiàdene hindurch an den Piave. Gegen Ende des Radtages sollte man nicht leichtsinnig Nebenstraßen auswählen, nicht in den Bergen. Die Hauptroute – und auf ihr der Hauptautoverkehr – führt an der Bahn entlang, was allemal ein Zeichen für geringe Anstiege ist. Meine leichtsinnige Wahl fiel auf die Straße durch Quero; das war über statt um den Berg herum. Dafür nahezu autofrei.

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Piavetal bei Quero

Das Alpenportal des Piave ist nicht ganz so eng wie das des Meschio vorher in Vittorio, aber wegen der Gewitterwolken und des Donnergrollens viel mehr einschüchternd. Unter einem Bushaltestellenhäuschen warte ich auf das Ende des Getöses, das Blau des Himmels und auf die Autos, die ohne nasse Scheiben von Feltre herunterkommen. Es hat sich gelohnt – noch 10 km und ich bin in Feltre. Aus Liebe zu alten Erinnerungen.

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Transfer

20. April

Grado – Aquilea – Palmanova – übern Tagliamento – Sacile

Karte-4 Grado-FeltreAm Abfahrtsmorgen schäumt das Wasser ein wenig, Wellen zerstieben an den vor der Promenade hingelegten Felsblöcken. Der See „macht auf Meer“ – ich ahne schon den Wind, der beim Queren der Lagune erwartungsgemäß gegen mich sein wird ….

Während ich packe, kommen weitere Autos mit österreichischen Kennzeichen vor der Villa Marin an. Das wird dem austrophilen Restaurantchef sicher gefallen. Ich schenke ihm die kopierten Seiten von Günther Schatzdorfers Buch „Einfach.Gut“ über Grado und die Lagune. Ich will nun weg von hier. Im nächsten Häuserblock, am Eck ist ein Café – italienische Gäste aus der Nachbarschaft. Und nach einem Glas Milchkaffee hinaus in die Lagune. Es ist so, wie ich’s geahnt: Wind von schräg rechts vorne, das nervt und ich freue mich schon jetzt auf die Berge. Da kriegt man am Ende der Mühe einen lohnenden Aus-, Über- Rückblick, weiß wofür man getreten hat. Aber Wind?! Und das in dieser endlosen Ebene. Ich will da heute noch durch.

Aquilea – es kommt keine Neugier auf. Palmanova – o ja, das erstaunt:

STA_3245k PalmanovaSTA_3246k PalmanovaSTA_3247k PalmanovaSTB_3248k PalmanovaSTA_3249k PalmanovaSTB_3250k PalmanovaSTC_3251k Palmanova

Zum Zusammenstoppeln des 360°-Bildes fehlt mir die software und das video wird von wordpress nicht angenommen. (Die wollen jetzt für ein update Geld.) Der Eindruck, der durch diesen riesigen Platz in der Mitte der Stadt unverbaut ist, lässt sich schwer vermitteln. Von außen sieht man die Anlage, nicht die Stadt, schon von weitem – es ist noch nicht zu diesig. Die Befestigungen sind die höchsten Erhebungen in der Gegend und auf ihren Kronen stehen hohe Bäume, die Abhänge sind grün, wie bewachsene Erdhänge: Die „grüne Stadtmauer“ pikante Ironie der Geschichte.

Die Dörferlinie abseits der Hauptstraße nach Codroipo führt durch völlig tourismusfreies Land: die wenigen Menschen, die mich bei der Durchfahrt erblicken, scheinen vor Staunen zu erstarren. Hier gibt’s Werkstätten, je nach Ortsgröße eine oder zwei Bars. Und in jedem Nest einen riesigen Campanile. Trotz der Weite des Umlandes bilden die alten Häuser geschlossene Straßenrandbebauungen und Plätze. Erst die neueren Erweiterungen – nicht viele – fressen sich mit Einfamilienhausgrundstücken in die Agrikulturen hinein. Auch hier, nicht nur in Nieder- und Oberösterreich.

Wie der Tagliamento hier wohl aussieht?

3252k Tagliamento aufwärts bei Casarsa3255k Tagliamento abwärts bei Casarsa

Tagliament von der Brücke bei Casarsa – flussauf- und abwärts

Kurz nach der Querung des Flusses, in Casarsa – der Pier Paolo Pasolini Stadt – macht mir die Eisverkäuferin einen großen Bananensplit, Energiebomberl. Ich will ja unbedingt die ganze Ebene hinter mich bringen. Die Berge sind schon sichtbar, allerdings mit grau-schwarzen Nebel- und Gewitterwolken bekrönt. Trotzdem! Pordenone – das ist nun endlich Stadt total: Auf Straßen und Gassen und Plätzen wimmelt es von öffentlichen Menschen; Italien hat’s in den letzten Jahrzehnten doch auch geschafft, den zu Fuß gehenden, den Kinderwagen Schiebenden, den am Rollwagen sich Bewegenden, den Ball- und Fangenspielenden, den Schmusenden und Kichernden wieder mehr Raum zu geben, Raum dem Auto wegzunehmen. Und der Raum wird voll genutzt. Ganz langsam schlängele ich mich auf meinem Lastenfahrrad durchs Volk.

Seit Palmanova gab’s keinen Gegenwind mehr. Bei 20 bis 25 kmh singt sich „El Grillo“ leicht – zum Glück hört mich niemand, ich glaube, das würde in der gegenwärtigen politischen Situation hierzulande nicht gut ankommen. Eher „Io ti vorria contar la pena mia …“, aber auch „volare — nel blu di pinto del blu“ würde mir vielleicht einmal die Übernachtungskosten ersparen. Lone Rider lernt Lieder auswendig.

In Sacile wird – nach über 100 km Fahrt – Quartier gesucht. Es gibt einen Bahnhof; das ist, wenn die Bahn, so wie hier, noch eine Hauptstrecke ist, doch ein Ort, wo Reisende derartige, nützliche Informationen erhalten können sollten. So war’s auch: Zwei auf Fuhren wartende Taxifahrer erklären mir, wie ich zur „Villa Regina“ komme – ich kann die Wegweise sogar wiederholen. Und die alte Frau, die mir das Villentor öffnet, versteht mich und glaubt mir auch die Geschichte vom bon consiglio del taxista. Spät nachts gibt’s in einer lokalen osteria ein paar Glas wunderbar milden Cabernet und calcio: Udinese gegen Lazio.

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Grado – Fischerdorf und Geisterstadt

19. April

radlos in Grado zu Fuß

Es ist ein „Österreicherloch“, nicht nur die Villa Marin, in der ich mich einquartiert habe, sondern Grado als Ganzes. Auf der mit Steinplatten belegten Uferpromenade – sie erinnert an die Pipeline zwischen dem Bregenzer Hafen und Lochau – hört man außer ein paar italienischen Sätzen nur ostösterreichische Dialekte. Ich bin icht der erste, der Grado diesen „Stempel“ aufdrückt: Günther Schatzdorfer hat’s auch als bevorzugten Wiener Ort beschrieben; im Juli und August zu meiden empfohlen. Der Restaurantchef in der Villa Marin trägt einen weinroten Schurz mit einem „Hotel Sacher Wien“ Aufdruck. Ich bin der einzige Gast, der ihn „zwingt“ italienisch zu sprechen. Allen anderen kann er sein fließend Österreichisch zeigen, nicht nur sprachlich.

Im Café „Bomben“ am Freizeithafenbecken geht’s noch einheimisch zu: Mütter, Kinder, Kinderwägen und düster dreinschauende junge Väter bevölkern das Lokal und den Gehsteig. Die Frauen reden ohne Unterlass – italienisch, die Kleinen produzieren sich mehr oder weniger schreiend. Österreich-Sprech ist hier die Ausnahme.

Die Zu- bzw. Einfahrt von der Lagune di Grado ist dem kleinen „Freizeithafenbecken“ vorgelagert und den Fischern vorbehalten.

3222k Grado Hafen

Fischerhafen

Von denen gibt’s hier noch überraschend viele. Das Fischen selbst ist nur eine Teilarbeit dieser Profession. Wenn man einen kompletten Ablauf miterleben will, darf man nicht so spät wie ich aufstehn und unterwegs sein. So habe ich nur das Enwickeln und Reinigen und Reparieren der Netze mitgekriegt. Am Land und auf dem Boot im Hafen arbeiten alle – Männer, Frauen, Jugendliche – in dieser Fischproduktion mit.

3223k Grado Hafen Netzerichten 3224k Grado Hafen Netzerichten 3225k Grado Fischerhafen

Fahrräder sind das dominierende Hafenfahrzeug der Fischer. Fast an jedem Netzhaufen lehnt so ein Gerät, heftig vom Meersalz attackiert und entsprechend rostig. Für den Eigentransport zur Cooperative, zum dort für die vom Meer zurück Kommenden gedeckten Tisch und für den Weg später irgendwann nach Hause tun diese Zweiräder hinreichend Dienst.

3227k Grado Fischerboot Netzstangen

Netzschwimmpole – Bierdosen recycled

3229k Grado Coop Pescatori3231k Grado Coop Fischer Netzerichten

Die Tische der Cooperative – gedeckt für die Fischer

Die Altstadt hingegen deckt den Tisch für die Gäste, die „Fremden“. Kaum ein Fleck oder eine Nische, kaum ein Winkel in den Gassen und Durchgängen und Plätzen, wo nicht ein Esstisch steht. Die monokulturelle Wirtschaft führt das Städtische ad absurdum: Das Pittoreske ist genauso nur Kulisse und Attraktion wie die gestylten Strände. Längst sind die Appartmenthäuser und Hotelblöcke zum zehn- bis zwanzigfachen des Ortskerns angewachsen und sind imstande, ein Vielfaches an Menschen gestapelt zu konzentrieren – unvorstellbar, dass sie alle hier im Städtchen Platz hätten. Jetzt, wo die touristische Geisterstadt noch leer ist, ist der öffentliche Raum gerade noch „genießbar“.

3232k Grado Mittagstische

3236k Grado Mittagstische  3237k Grado Mittagstische

3240k Grado alte Vinothek und Kirchturm

eine der vielen osterie

3242k Grado alte Bar u Tische

selten: eine alte trattoria für die Heimischen – geraucht wird draußen, am offenen Fenster zur Bar drinnen.

3243k Grado neben Basilika

In ein paar Wochen schon wird man den Boden der Fußgängerzone vermutlich nicht mehr sehen.

Das war jetzt noch möglich in der Basilika Eufemia – da haben sich alle Sponsoren für das Fußbodenmosaik vor mehreren hundert Jahren „verewigt“: „MARTIUS ET SUIS PEDES FECERUNT“ et al. Das ganze Mittelschiff ist mit solchen quadratischen Mosaikfeldern ausgelegt.

Neben der Basilika steht eine noch ältere, kleinere, ebenfalls basilikale Kirche mit einem tiefer liegenden Seitenschiff; so tief, dass ein Geländer vor dem Abstürzen vom Hauptschiff schützen muss. Ich hab mich nicht über die Baugeschichte dieses Unikums schlau gemacht.

Noch sonderbarer ist jedoch, dass eine dritte Kirche, die quer zu beiden parallel (in der christlichen ost-west-Richtung) orientierten steht. Die drei Gotteshäuser formen den kleinen Platz – die dritte ist aber schon gottlos gemacht worden, vielleicht hat die Gemeinde die heidnische Nichtorientierung des Chores nach Osten irgendwann für irgendein Unheil veranwortlich gemacht …. ?

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ans Meer !

18. April

Cividale del Friuli – Cormons – Isonzo – Grado

Karte-3 Cividale-Gradoin Cividale – centro storico

3206k Cividale

3205k Cividale Cafe Longobardo

 

 

 

 

 

 

Angesichts des optischen Überfalls von so viel Denkmalpflege und Stadtgeschichtsvermarktung, den niedlichen engen Gässchen und Plätzchen war das Frühstück auf der weiten, neuen Piazza vor der anima italiana richtig erholsam:

3208k Cividale anima italianaANIMA ITALIANA – die große bronzene Frau, mit der rechten Hand die glatt polierte Säule berührend, sich nicht abstützen müssend, sieht den Betrachter nicht an, schaut über ihre linke Schulter – wer weiß wohin. Der Blick in ihrem Gesicht lässt auch etliche Deutungen zu, jede jedoch stark ausdrucksvoll. Die Fratzen auf den Säulen scheinen den großen Bogen zwischen den unzähligen Möglichkeiten menschlicher Gesichter zu spannen. Die linke Handfläche der Frau auf dem Podest zwischen den Säulen scheint, was auch immer unter ihrer Hand denk- und vorstellbar ist, zu besänftigen, es ruhig zu halten oder vielleicht auch es zu unterdrücken. Oder deutet Adelaide Ristori ihrem Publikum nur: „Wartet, ich habe euch noch etwas zu sagen.“ – Nicht alles von meinem Frühstücksgespräch mit der Dame auf der Piazza und den Fratzen auf den Säulen habe ich mir so gemerkt, dass ich es nun schreiben könnte.

Anima italiana – Cividale del friuli

3209k Cividale anima italiana

3207k Cividale anima italiana

 

 

 

 

 

 

 

Die genüsslichen Schilderungen von Erich Steinhauer & Günther Schatzdorfer über die Landschaft hier – die colli orientali und den Collio – haben meine Routenwahl mitbestimmt. Auch wenn ich nichts von den lukullischen und bacchantischen Feinheiten der beiden Herren hier erfahren habe – aus radfahrtechnischen Gründen – so ist’s dennoch auch Freude für mein Auge gewesen. Viel zu lange musste es darben, nun blüht ihm der Frühling entgegen.

3210k bei Prepotto Colliobei Prepotto

strada del vino – nicht nur hier im Collio bewerben die Weingutsherr- und -damschaften ihre Landschaft mit solchen Straßenmarkierungen: die südsteirische Schilcherstraße oder die Weinrouten in Südtirol und im Trentino sind alle der gleichen Werbegeisteskinder.

3213k nach Dolegna Collio

Dolegna

 

 

 

 

Eine große Portion Bananensplit mit Schokolade- und Vanilleeis und viel Schlag – wohlschmeckend und energetisch dazu -, danach noch einen wunderbaren Kaffee – die siesta spielte das Leben von Cormons , centro città, vor meinen Augen.

3215k bei Cormonsbei Cormons

Wieder über die Dörfer, die Staatsstraße nach Gorizia vemeidend, war ich hauptsächlich neugierig auf den Isonzo; es war wie ein Bann, den dieser Fluss auf mich warf, als ob man in seinem Wasser die blutige Geschichte noch heute erlesen könnte.

Görz war nur stressiges vorstädtisches durch- und vorbeiradeln. Einmal verfahren inklusive. Dann erreiche ich endlich die in der Karte als Provinzsträßchen markierte Uferbegleitstraße. Aus allen Nebenstraßen kommen stets neue Gruppen der amici sportivi – die speed-Fraktion der Cyclisten. Jung und alt, in Klein- und Großgruppen, mit und ohne Mannschaftswagen. Ja ja, der Giro d’Italia beginnt bald.

Noch lange schlängelt sich die viel breiter als erwartete Straße am steilen, bewaldeten Ufer des Isonzo entlang. Nur selten gibt es Durchblicke auf einen fast türkisgrünen (vielleicht verfärben meine Sonnenbrillen auch?), träge fließenden, meist aber stehenden Fluß. Erst bei Sagrado – vis a vis von Gradisca – erklärt sich das Nicht-Fließen:

3217k Isonzo in SagradoIsonzo bei Sagrado

Nun zieht’s mich unaufhaltsam Richtung Lagune. Die Blicke nach hinten zeigen die Hügel immer schwächer, die Konturen des Collio verflimmern im Dunst. Vor mir nur noch hindernisloser, gerader Strich. Die einzigen Erhebungen sind Brücken über die Autobahn und über Kanäle. Noch ein Protein-Schuss, durchtreten, gegen den leichten Wind vom Meer und …..

3220k Grado Pineta StrandGrado

….. ankommen: zu früh, denn der stadtnahe Zeltplatz war noch gesperrt. Grado Pineta – eine Geisterstadt, die riesigen Hotelkästen noch alle geschlossen. Erst im alten Stadtzentrum wird’s lebendig. Ich finde ein Quartier an der Küstenpromenade, Fenster und Balkon – schräger Ausblick aufs Meer, daher um die Hälfte billiger.

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